Flüchtlingskrise u. Obdachlose
Die Flüchtlingskrise macht Obdachlose und Arme hierzulande nervös, eine staatliche Förderung gibt es für sie nicht.

Die hohe Zahl der Flüchtlinge sorgt für Stress bei den Betreibern von Suppenküchen und anderen Hilfeeinrichtungen für Arme. Der Ton wird rauer. Die Obdachlosen hierzulande fühlen sich vergessen – und gegenüber den neu ankommenden Asylbewerbern unangemessen benachteiligt.
Denn während für diese enorm viel getan und angeschoben wird, geschieht dies für die obdachlosen Menschen hierzulande nicht! Ihre Situation ist gleichbleibend schlecht, – obwohl ihre Probleme schon seit langem bekannt sind.
Das Problem: obdachlosen Menschen in Deutschland wird für alles selbst die Schuld zugeschoben.
Denn während für diese enorm viel getan und angeschoben wird, geschieht dies für die obdachlosen Menschen hierzulande nicht! Ihre Situation ist gleichbleibend schlecht, – obwohl ihre Probleme schon seit langem bekannt sind.
Das Problem: obdachlosen Menschen in Deutschland wird für alles selbst die Schuld zugeschoben.
Beginnt ein Satz mit „Ich habe nichts gegen Ausländer...“, geht er in der Regel nicht versöhnlich zu Ende. Die Frau, die an der Ausgabestelle der Berliner Tafel im Kreuzberger Bergmannkiez für eine Tüte mit Lebensmitteln ansteht, geht der Satz nicht leicht über die Lippen. Sie sei seit ein paar Monaten arbeitslos, beziehe Hart IV, schickt sie voran. Sie habe nichts gegen Ausländer, „aber eigentlich“, sagt sie dann, „eigentlich nehmen die uns etwas weg.“
Die Tafeln versorgen in Deutschland mehr als eine Million arme Menschen: Arbeitslose. Geringverdiener. Verschuldete Rentner. Obdachlose. Sie bekommen bei den Ausgabestellen das, was Supermärkte und Bäcker spenden. Brötchen, Obst und Gemüse, Nudeln. Ab und zu Hygieneartikel, Zahnpasta und Waschmittel. Und nun, versuchen die Organisatoren der Tafeln möglichst wertfrei zu erklären, kämen immer mehr Flüchtlinge dazu. In manchen Städten würden nun doppelt so viele Menschen anstehen wie in den Jahren zuvor.
Der Bundesverband Deutsche Tafeln zählt mittlerweile mehr als 200.000 Menschen aus Notunterkünften und Asylheimen. Nun fordert er die Bundesregierung auf, zu helfen. Appelle an die Politik gibt es seit dem Bestehen der Tafeln. Sie finanzieren sich über Spenden. Eine staatliche Förderung gibt es nicht.
Weniger Lebensmittel verschwenden, Armut lindern, dazu drängen die Tafeln seit 1993. „Die aktuelle Situation mit den Flüchtlingen fordert uns aber enorm“, sagt eine Sprecherin. Es geht deswegen das erste Mal um finanzielle Hilfe.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann schlug vor, Asylbewerber von der Tafel-Versorgung einfach auszuschließen. Sie erhielten nicht ohne Grund Geldleistungen. Davon könnten sie sich auch Lebensmittel kaufen. Die Forderung wies der Chef der Tafeln umgehend zurück.
Doch in Berlin kommt es vor allem an den Ausgabestellen, die sich in Nähe einer Flüchtlingsunterkunft befinden, zu Engpässen: In der Badstraße im Wedding, in der Friesickestraße in Weißensee, in der Weißenburger Straße in Spandau-Wilhelmstadt. Zu den 48.000 Menschen, die in den letzten Jahren im Schnitt jährlich kamen, seien rund 4.000 Flüchtlinge hinzugekommen. An manchen Ausgabestellen streiken Mitarbeiter. Andere Tafeln haben einen Aufnahmestopp verhängt, generell, nicht nur für Flüchtlinge, betont die Sprecherin und Ehrenvorsitzende Sabine Werth. „Es ist noch einigermaßen entspannt“, sagt sie. „Aber die Stimmung kippt so langsam.“
"Warum bekommen die eine Gesundheitskarte?", „Wieso schlafen Obdachlose draußen, in Hausfluren, und Flüchtlinge in beheizten Unterkünften?“
Es ist kalt geworden. Es gibt Familien, die lange zu den Tafeln gekommen sind und in diesem Winter fernbleiben. Würde sich nicht mehr lohnen. Andere beschweren sich: Seit die da sind, kriegen wir zu wenig. Der Ton wird rauer. Die Stimmung gereizt. Fragen lauter.
„Warum bekommen die eine Gesundheitskarte, wenn ich mir keine Versicherung leisten kann?“, fragt die Frau bei der Ausgabestelle in Kreuzberg? „Wieso schlafen Obdachlose draußen, in Hausfluren, und Flüchtlinge in beheizten Unterkünften?“ Sie habe nichts gegen Ausländer, sagt sie immer wieder. Sie sei in Kroatien geboren. Um Herkunft ginge es nicht. Auch andere, die erst seit ein paar Jahren in Deutschland leben, würden so denken. Es kämen zu viele, die von dem wenigen etwas haben wollen, was da ist.
Der Frau an der Ausgabestelle fallen die finsteren Blicke auf, wenn die Schlange länger wird, die Pöbeleien, wenn sich jemand vordrängeln will. Oder es allein den Anschein erweckt. Es macht sie wütend, dass die alten Frauen da vorne auf der Bank lange gearbeitet haben und von ihrer Rente nicht leben können. Dass sie frieren und um Essen bitten müssen. Ihren Namen möchte die Frau nicht nennen. Sie sucht einen Job. Will keine Probleme.
„Die Gefahr besteht, dass es zu einer zunehmenden Konkurrenz zwischen den sozial Schwächsten kommt“, sagt Christoph Butterwegge, Armutsforscher an der Uni Köln. Die Geflüchteten würden keine neuen Probleme schaffen. Sie würden aber Probleme verstärken, die da sind. Schon jetzt würde Armut immer mehr in der Mitte der deutschen Gesellschaft ankommen. Das Statistische Bundesamt meldete zuletzt, dass 16,5 Millionen Menschen in Deutschland davon bedroht sind. Das ist jeder Fünfte.
Ursachen sind laut Butterwegge prekäre Beschäftigungsverhältnisse und der wachsende Niedriglohnsektor. Der angespannte Wohnungsmarkt und die wenigen Sozialwohnungen. „Positiv kann man sagen, dass da wegen der Flüchtlingskrise zumindest mal etwas passiert.“
In den letzten Jahren wurde kaum in geförderten Wohnungsbau investiert, kritisiert er. Obwohl die Zahl der Wohnungslosen zeitgleich gestiegen ist. Laut der BAG Wohnungslosenhilfe waren im letzten Jahr 335.000 Menschen betroffen. Das sei der höchste Stand seit zehn Jahren und im Vergleich zu 2012 eine Steigerung um 18 Prozent. Rund 40.000 lebten „völlig ohne Dach über dem Kopf“. (Quelle: Der Tagesspiegel)
Die Tafeln versorgen in Deutschland mehr als eine Million arme Menschen: Arbeitslose. Geringverdiener. Verschuldete Rentner. Obdachlose. Sie bekommen bei den Ausgabestellen das, was Supermärkte und Bäcker spenden. Brötchen, Obst und Gemüse, Nudeln. Ab und zu Hygieneartikel, Zahnpasta und Waschmittel. Und nun, versuchen die Organisatoren der Tafeln möglichst wertfrei zu erklären, kämen immer mehr Flüchtlinge dazu. In manchen Städten würden nun doppelt so viele Menschen anstehen wie in den Jahren zuvor.
Der Bundesverband Deutsche Tafeln zählt mittlerweile mehr als 200.000 Menschen aus Notunterkünften und Asylheimen. Nun fordert er die Bundesregierung auf, zu helfen. Appelle an die Politik gibt es seit dem Bestehen der Tafeln. Sie finanzieren sich über Spenden. Eine staatliche Förderung gibt es nicht.
Weniger Lebensmittel verschwenden, Armut lindern, dazu drängen die Tafeln seit 1993. „Die aktuelle Situation mit den Flüchtlingen fordert uns aber enorm“, sagt eine Sprecherin. Es geht deswegen das erste Mal um finanzielle Hilfe.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann schlug vor, Asylbewerber von der Tafel-Versorgung einfach auszuschließen. Sie erhielten nicht ohne Grund Geldleistungen. Davon könnten sie sich auch Lebensmittel kaufen. Die Forderung wies der Chef der Tafeln umgehend zurück.
Doch in Berlin kommt es vor allem an den Ausgabestellen, die sich in Nähe einer Flüchtlingsunterkunft befinden, zu Engpässen: In der Badstraße im Wedding, in der Friesickestraße in Weißensee, in der Weißenburger Straße in Spandau-Wilhelmstadt. Zu den 48.000 Menschen, die in den letzten Jahren im Schnitt jährlich kamen, seien rund 4.000 Flüchtlinge hinzugekommen. An manchen Ausgabestellen streiken Mitarbeiter. Andere Tafeln haben einen Aufnahmestopp verhängt, generell, nicht nur für Flüchtlinge, betont die Sprecherin und Ehrenvorsitzende Sabine Werth. „Es ist noch einigermaßen entspannt“, sagt sie. „Aber die Stimmung kippt so langsam.“
"Warum bekommen die eine Gesundheitskarte?", „Wieso schlafen Obdachlose draußen, in Hausfluren, und Flüchtlinge in beheizten Unterkünften?“
Es ist kalt geworden. Es gibt Familien, die lange zu den Tafeln gekommen sind und in diesem Winter fernbleiben. Würde sich nicht mehr lohnen. Andere beschweren sich: Seit die da sind, kriegen wir zu wenig. Der Ton wird rauer. Die Stimmung gereizt. Fragen lauter.
„Warum bekommen die eine Gesundheitskarte, wenn ich mir keine Versicherung leisten kann?“, fragt die Frau bei der Ausgabestelle in Kreuzberg? „Wieso schlafen Obdachlose draußen, in Hausfluren, und Flüchtlinge in beheizten Unterkünften?“ Sie habe nichts gegen Ausländer, sagt sie immer wieder. Sie sei in Kroatien geboren. Um Herkunft ginge es nicht. Auch andere, die erst seit ein paar Jahren in Deutschland leben, würden so denken. Es kämen zu viele, die von dem wenigen etwas haben wollen, was da ist.
Der Frau an der Ausgabestelle fallen die finsteren Blicke auf, wenn die Schlange länger wird, die Pöbeleien, wenn sich jemand vordrängeln will. Oder es allein den Anschein erweckt. Es macht sie wütend, dass die alten Frauen da vorne auf der Bank lange gearbeitet haben und von ihrer Rente nicht leben können. Dass sie frieren und um Essen bitten müssen. Ihren Namen möchte die Frau nicht nennen. Sie sucht einen Job. Will keine Probleme.
„Die Gefahr besteht, dass es zu einer zunehmenden Konkurrenz zwischen den sozial Schwächsten kommt“, sagt Christoph Butterwegge, Armutsforscher an der Uni Köln. Die Geflüchteten würden keine neuen Probleme schaffen. Sie würden aber Probleme verstärken, die da sind. Schon jetzt würde Armut immer mehr in der Mitte der deutschen Gesellschaft ankommen. Das Statistische Bundesamt meldete zuletzt, dass 16,5 Millionen Menschen in Deutschland davon bedroht sind. Das ist jeder Fünfte.
Ursachen sind laut Butterwegge prekäre Beschäftigungsverhältnisse und der wachsende Niedriglohnsektor. Der angespannte Wohnungsmarkt und die wenigen Sozialwohnungen. „Positiv kann man sagen, dass da wegen der Flüchtlingskrise zumindest mal etwas passiert.“
In den letzten Jahren wurde kaum in geförderten Wohnungsbau investiert, kritisiert er. Obwohl die Zahl der Wohnungslosen zeitgleich gestiegen ist. Laut der BAG Wohnungslosenhilfe waren im letzten Jahr 335.000 Menschen betroffen. Das sei der höchste Stand seit zehn Jahren und im Vergleich zu 2012 eine Steigerung um 18 Prozent. Rund 40.000 lebten „völlig ohne Dach über dem Kopf“. (Quelle: Der Tagesspiegel)